Zuversicht

Solange die Zuversicht bei uns ist, glauben wir daran, dass nach dem Unwetter Sonnenschein folgt. Im Idealfall erkennen wir sogar das Gute am Gewitter.

Zuversicht ist ein starker Gefühlsmotor, sie trägt uns in Phasen von Unsicherheit, Angst oder Entmutigung.

Zuversicht ist eine innere Haltung, gefüllt mit der positiven Erwartung, dass es sich jetzt zwar unter Umständen schwer anfühlt, doch es wird wieder bergauf gehen, so sicher, wie die Sonne am nächsten Tag aufgehen wird.

Zuversicht ist die Kraft, die den Raum für eine positive Wendung der aktuellen Situation offen hält.

Es gibt Menschen, die grundsätzlich schon eine zuversichtliche Einstellung zum Leben haben. Für diejenigen, die sich nicht wirklich dazu zählen können: es ist möglich, sich diese Einstellung ein Stück weit anzueignen.

In diesem Zusammenhang sind 3 Aspekte besonders wichtig: Handlungsfähigkeit, Sinnhaftigkeit und das Verstehen.

Handlungsfähigkeit: Solange wir das Gefühl haben, einer Situation oder Umständen gegenüber ohnmächtig und ausgeliefert zu sein, haben wir das Empfinden, dass wir nichts tun können, um uns aus eigener Kraft aus der ungewollten Situation herauszubewegen. Dabei ist es erstmal zweitrangig, ob wir diese Bewegung in der tatsächlichen Realität erleben, oder auf der Gefühlsebene. Wir können nach wie vor mitten in der Krise stehen UND gleichzeitig gefühlsmäßig schon einen Schritt weiter sein, also voller Zuversicht. Wenn dich beispielsweise die immer wiederkehrenden Konflikte mit deinem Kind bezüglich „Hausaufgaben machen“ in die Verzweiflung treiben, halte inne und schau dir die Situation von außen an: wo kannst du ansetzen, um wieder deine Wirksamkeit zu spüren? Innerlich (Erwartungen an dich und dein Kind: muss ich mein Kind wirklich jetzt und auf diese Art dazu bringen, die Hausaufgaben zu machen?) oder äußerlich (Gespräche mit dem Kind: „Was brauchst du (Kind), damit du die Hausaufgaben machen kannst?“).

Auch brauchen wir Menschen das Gefühl der Sinnhaftigkeit: es liegt an uns, einen Sinn in einer auch noch so unangenehmen Zeit erkennen zu können. Ein aktives danach suchen ist oft erforderlich. Wenn dich beispielsweise die Wutanfälle in der Autonomie-Phase (=Trotzphase) so unnötig und nervenaufreibend erscheinen und du nicht damit zurechtkommst, dass dein Kind sich schreiend auf den Boden wirft, wenn du die Banane durchgeschnitten hast, anstatt sie ganz zu lassen. Informiere dich, rede mit Experten und mach dich auf die Suche nach dem Sinn dahinter: Kinder brauchen diese Umbruchphase, um ihren eigenen Willen, ihre Wirkungsweise und Autonomie zu erforschen und auszubilden. Was wäre ein Leben ohne eigenen Willen und ohne freudige Autonomie? So macht diese Phase Sinn und Geduld darf wieder einkehren.

Hier knüpft auch das Verstehen an: Unser Verstand will verstehen, um sich halbwegs entspannen zu können. Wenn wir das verstehen, warum beispielsweise ein Kind in der Autonomiephase wegen einer zerschnittenen Banane einen Wutanfall bekommt, können wir besser damit umgehen: einerseits können wir nun verstehen, dass es seinen Willen kennenlernt, andererseits können wir in Erfahrung bringen, dass das Gehirn in diesem Altern noch gar nicht fähig ist, so schnell umzuschalten: es hat sich vorgestellt, dass die Banane ganz bleibt und dann wird sie einfach zerschnitten- so war das aber nicht gedacht! Es kann das neue Bild noch nicht antizipieren, also ein Neues zulassen und muss seinen Frust darüber erstmal rauslassen. Wenn wir verstehen, dass auch ein Gehirnentwicklungsthema dahinter steckt – können wir wieder ein Stück mehr entspannen und darauf vertrauen, dass diese Phase vorbeigehen wird.

Die Fähigkeit zur Zuversicht hat auch mit der Kindheits-Prägung zu tun:

Wenn wir in einem Elternhaus aufgewachsen sind, in welchem eine stark pessimistische oder ängstliche Stimmung herrschte, kann es sein, dass wir diese Atmosphäre immer noch in uns tragen: „Das wird nichts.“, „Lass das lieber, du tust dir nur weh.“, „Das schaffst du nicht, dazu bist du zu klein/ unkonzentriert/ ungeschickt/ dumm…“. Das Prekäre daran ist, dass diese Sätze gar nicht mal laut ausgesprochen werden mussten - es reicht, wenn die Bezugspersonen diese Haltung dem Kind gegenüber in sich trugen – das Kind spürt das und nimmt dies durch Blicke, Körperhaltungen und Umschreibungen auf und macht es zu seiner eigenen inneren Wahrheit und Empfindung. So muss beispielsweise die Mutter gar nicht erst sagen: „Ich bin enttäuscht, dass du keine gute Note bekommen hast. Es reicht, wenn sich die Mundwinkel der Mutter nach unten ziehen und sie das Kind in diesem Moment nicht anschaut.

Wenn das bei dir so gewesen sein sollte: frage dich, ob es wirklich wahr ist, dass du zu klein/ unkonzentriert/ ungeschickt/ dumm… bist- hinterfrage es ernsthaft. Schau, ob du dann das Licht der Ermutigung und Zuversicht ein Stück weit reinlassen kannst.

Wer es also schafft, sich diese 3 Aspekte von Handlungsfähigkeit, Sinnhaftigkeit und Verstehen anzueignen, sich darüber hinaus auch noch mit seiner Kindheit ein Stück weit beschäftigt, hat schon mal eine gute Basis für Zuversicht. Wer dann auch noch das Gute an einer Situation erkennt, auch wenn es erst im Nachhinein ist, kann sich ein glückliches Leben erschaffen – mit allen Höhen und Tiefen. Dazu ein Beispiel: Wenn du dich für einen Kindergarten entschieden hast, der deiner Ansicht nach perfekt ist und dann eine Absage kommt, fühlt sich das erstmal sehr unangenehm an. Doch Monate später stellst du plötzlich fest, dass der „2. Wahl - Kindergarten“, der vielleicht keinen Garten hat, ein Geschenk für dein Kind ist: es wird dort von liebevolle Pädagog*innen betreut und du und dein Kind habt neue, wunderbare Freundschaften geschlossen. Sei dir dessen bewusst, dass aus etwas Unangenehmen, etwas Gutes entstehen kann.

„Das einzig Konstante im Leben ist die Veränderung“. (Heraklit)

Viele Menschen werden durch diesen Satz sehr verunsichert, denn unser System liebt Vertrautes: es könnte ja (noch) Schlimmer kommen. Lassen wir mal einen anderen Blickwinkel zu: Alles ist in Veränderung, es geht gar nicht anders: Allein schon das Vergehen von Zeit ist Veränderung und wir sind einfach nicht in der Lage, sie festzuhalten. So ist es auch in schmerzhaften Zeiten: auch hier geschieht Veränderung, nichts bleibt für immer, alles ist eine Phase. Diese Erfahrung machen vor allem Eltern mit ihren Kindern: schlechte Nächte, Stillen, Trocken werden, Entwicklungsschübe, …

Was wir jedoch zusätzlich zum Wissen von Veränderung brauchen: unseren Beitrag. DAS ist unsere Verantwortung. Frage dich: „Was kann ich dazu beitragen, dass sich die Dinge ins Positive wandeln?“:

  • Kann ich mir Hilfe holen?

  • Kann ich eine andere Entscheidung treffen?

  • Kann ich das Positive an der Situation jetzt schon erkennen?

  • Kann ich meinen Blickwinkel verändern?

Wenn es im Moment zum Beispiel jedes Mal ein Drama gibt, wenn ich mit meinem Kind einkaufen gehe, weil es im Geschäft alles angreift und aus dem Regal zieht: Was kann ich tun? Kann ich mein Kind so lange bei der Nachbarin lassen? Kann ich eine halbe Stunde früher aus der Arbeit raus, um allein einkaufen zu gehen? Kann ich mit meinem Kind in Ruhe die Situation besprechen, damit es ruhiger im Einkaufswagen bleibt? Kann ich meinem Kind vor dem Einkaufs-Start ein Kornspitz in die Hand geben, damit es beschäftigt ist? Sei kreativ: dir und deinem Kind wird etwas einfallen, damit mehr Ruhe in die Situation kommen kann.

Wenn die Antwort nicht gleich da ist, warte ab – sie wird kommen!

Was du außerdem noch tun kannst:

  • Sei mit Menschen, die dir guttun.

  • Beschäftige dich mit Dingen, die dir guttun.

  • Entscheide dich dafür, auch an das „Gute“ zu glauben und richte dich immer wieder darauf aus: Male dir eine Sonne auf deinen Spiegel und spüre jedes Mal, wenn du sie siehst, wie dich ihre Wärme einhüllt.

  • Zuversicht ist ein Geschenk in krisenhaften Zeiten – lade sie ganz bewusst in dein Leben ein und schenke ihr dort viel Raum.

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